Regelgeschichte

Flutlichtspiel mit Bogenlampe

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Über nachfolgenden Artikel über ein Flutlichtspiel stolperte ich vor kurzem in der Sportzeitschrift „Freie Sport-Woche. Zeitschrift für Spiel und Sport“ aus dem Jahr 1930:

Fußball bei Nacht?

In England ist das erste Fußballspiel bei künstlicher Beleuchtung vor sich gegangen; die Meinungen darüber gehen in der englischen Tages- und Sportpresse auseinander. Das sozialistische Organ, der „Daily Herald“, bemerkt dazu:

„So verführerisch die Idee des Nachtfußballspiels ist, so zweifelhaft ist es aber, ob sie einen praktischen Wert hat. Als vorübergehende Sensation mag sie die Phantasie der Masse anregen, aber als Dauereinrichtung wird sich das nächtliche Fußballspiel wohl nicht behaupten können. Fußball ist ein Spiel für den hellen Tag, viel von seinem Reiz wird verschwinden, wenn es im Lichte der Bogenlampen gespielt wird; es wird bei künstlicher Beleuchtung zu einem künstlichen Spiel werden. Dann ist Fußball auch ein Sport für den Winter. Fußball bei Nacht müßte sich aber, um finanziell ertragreich zu sein, den Sommer über hinziehen und würde so eine Konkurrenz für den Sommersport bilden. Die frische Luft des Wintertages gibt dem Fußballspieler eigentlich erst das Leben und die Kraft, er läuft und kickt sich warm, und das, was ihn in der Winterkälte erfrischen würde, sich warm, und das, was ihn in der Winterkälte erfrischen würde, wäre in der sommerlichen Hitze erdrückend. Nächtlicher Fußball im Winter aber ist undenkbar. Am Nachmittage sieht die Masse gern dem Spiele zu und begeistert sich für einen schönen Sport. Aber die Zahl derjenigen, die an kalten Winterabenden sich auf den Fußballplatz stellen, um selbst frierend zu sehen, wie zwei Mannschaften sich Warmspielen, dürfte wohl sehr gering sein.

Würth.

(Quelle: Freie Sport-Woche. Zeitschrift für Spiel und Sport“. 12 (1930). S. 306 (= Nummer 16, 22. April 1930).)

Das erste Flutlichtspiel fand in England erst 1930 statt?

Spoiler: Nein, tat es nicht, sondern bereits 1878 in Sheffield, genauer gesagt am 14. Oktober 1878 in Bramall Lane, dem heutigen Heimstation von Sheffield United, zwischen 18:00 Uhr und 19:00 Uhr Ortszeit. Es sollen sich zu den 12.000 zahlenden Zuschauern noch mindestens 8.000 weitere in der Dunkelheit unbemerkt über die Grenzmäuerchen kletterten.

Der Sheffielder John Tasker befestigte vier Bogenlampen auf vier gut neun Meter hohen hölzernen Türmen, einen nahe jeder Ecke des Fußballspielfeldes. Die Bogenlampen wurden durch zwei mit Dampf betriebene Motoren angetrieben, je eine hinter jedem Fußballtor. Die Helligkeit des Lichtes soll 8.000 Kerzenstärken erreicht haben – das sind annähernd auch 8.000 Lux.

John Tasker war gelernter Schuhmacher und so in der Gummi- und Lederindustrie gut bewandert. Ihn faszinierten die Möglichkeiten, die Elektrizität bot, und vor allem durch seine Kenntnisse mit dem nicht leitenden Gummi in der Isolierung von Stromkabeln. Er eröffnete auch Sheffields erste Telefonvermittlung, erstes Elektrizitätswerk, erstes elektrisches Versorgungsnetz – und eben das erste Flutlicht. Damen trugen Parasols, die damaligen Mode-Sonnenschutzschirmchen, die sie eigentlich gegen die Mittagssonne nutzten. Offenbar befürchteten sie, auch elektrisches Licht würde den Teint bräunen.

Technik mit Zukunft

Fußballspiele mit elektrischem Licht war für Fußballvereine und für Elektrizitätsunternehmen eine Win-Win-Situation, brachte es für die Unternehmen Bekanntheit ihres Unternehmens und dem Wert der breit einsetzbaren Elektrizität, für die Vereine die Möglichkeit, Aufmerksamkeit und damit auch das Einkommen zu steigern. Doch nach wenigen Flutlichtspielen traten die offensichtlichen Probleme in den Vordergrund: die Höhe der Lampen, die Helligkeit (meistens wurde nur bei zwei Lampen gespielt), die schwankende Stromspannung und die endliche Menge an Strom, die die Generatoren erzeugen konnten und die meistens nicht bis zum Schlusspfiff reichte.

1888 gab es einen erneuten Versuch mit Wells Lights – einem Petroleumbrenner, der aber weit weniger als die Hälfte der Helligkeit von elektrischen Lampen bewirkte. Doch auch diese Methode hatte ihre Probleme. 1930 fand offenbar erneut ein Flutlichtspiel-Versuch statt, der aber wohl wieder zu Problemen führte.

Erst seit den späten 1950er Jahren finden regelmäßig Flutlichtspiele statt.

Kategorie: Regelgeschichte

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