Das Thema Profifußball wurde in den 1920er Jahren heiß diskutiert. Der DFB hielt am Amateurspielerparagraph fest: Spieler dürfen für das Fußballspielen nicht bezahlt werden. Dabei waren Zahlungen unter der Hand bereits vor dem 1. Weltkrieg gang und gebe gewesen: Ein einfacher Bürojob, eine schöne Wohnung,… es gab vielfältige Möglichkeiten. 1920 wurde ein erster Versuch der Brüder Eidinger gestartet, der allerdings alles andere als erfolgreich verlief. (Mehr zu den Hintergründen in meinem Artikel „Die European Super League: Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich„.)
Rosenberger: Kein Verbot, um Oberhand zu behalten
Simon Rosenberger war kein Verfechter des Profifußballs, aber er war Realist und erkannte, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten sein. Er war gegen ein strenges Verbot und empfahl in zahlreichen Artikeln gebetsmühlenartig, Profifußball zu erlauben und damit auch zu lenken.
Irgendwann mache ich mir mal die Mühe, alle Ausgaben des Kickers und der DFB-Schiedsrichter-Zeitung bis zu Rosenbergers Tod nach Artikeln zu durchforsten, in denen er Profifußball thematisierte.
Bis dahin als Auswahl zwei seiner Meinungsartikel.
Reinliche Scheidung?
„Man muss sich mit Berufsspielertum befassen, denn es ist die nicht mehr abzuwendende Zukunft, ob man will oder nicht. Der kontinentale Fussballsport ist an einem Wendepunkt angelangt. Es hat keinen Zweck und keinen Sinn, sich dies zu verheimlichen. Wohin der Kurs geht, kann keinem unklar sein, der mit offenen Augen um sich sieht. Es liegt nicht mehr in der macht der Männer am Steuer, das Schiff gegen den Sturm zu führen. Es wäre aber auch unheilvoll, das Schiff ganz dem Sturm zu überlassen.“
(Rosenberger, Simon: Reinliche Scheidung? In: Kicker 49 (05.12.21). S. 1523-1524.)
Aus dem W.S.V.-Parlament
[Der Westdeutsche Spielverband verbietet sämtlichen Gelderwerb, auch keinen Lohnausgleich. Rosenberger ist gespannt, ob das zielführend ist] „Die Führer des W.S.V. sind Idealisten vom reinsten Wasser, deren Wollen schön und edel ist. Aber aus diesem Wollen blickt so viel Weltfremdheit, dass man darüber staunen muss. Die Vereine haben zugestimmt, gewiss – sie konnten ja nicht anders; wer sich dagegengestemmt hätte, auf den wäre von vornherein der Verdacht gefallen, dass nicht alles rein in seinem Hause ist. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass eine ganze Anzahl darunter ist, die nur mit banger Sorge in die Zukunft schauen, die es sich heute noch nicht vorstellen können, wie es nach dem 1. März 1922 aussehen wird. Wohl gibt es Amnestie! Aber verziehen wird nur dem, der sich vollkommen umkrempelt. Also Massenumwandlungen von Sauli in Pauli. Eine Neuheit in der Weltgeschichte! Wird es gelingen?“
(Rosenberger, Simon: Aus dem W.S.V.-Parlament [Kommentar zu: „Der Willibald“]. In: Kicker 5 (30.01.1922). S. 139.)
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