Zuletzt habe ich Regelwerke aus den letzten Jahren der 1840er Jahre verglichen, nun sind es drei Regelwerke für Fußball ohne oder mit wenig erlaubtem Handspiel, die ca. zehn Jahre später veröffentlicht wurden. Nämlich die Laws of Eton Field Game von 1857, die Rules of Harrow Football von 1858 und die Sheffield FC Rules von 1858.
Ein erster Blick – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
In allen Regelwerken finden sich Angaben zu folgenden Regeln: Handspiel, unerlaubtes Spiel Einwurf/Einschuss, Abstoß und Eckstoß sowie Torerzielung. Also eine größere Überschneidungsmenge wie zwischen den Eton Field Game Rules von 1847 und den Surrey Rules von 1849.
Da sich die hier verglichenen Regelwerke unterscheiden sich nicht so erheblich, weswegen ich hier die einzelnen Regeln inhaltlich vergleiche.
Seitenwahl
Durch Münzwurf in Harrow. Keine Angaben für Eton und Sheffield. Bei Harrow wurde ergänzt, dass es bei Schulspielen keinen Münzwurf gab, sonst die Mannschaft des Schulleiters die Seiten auswählte.
Tormaße
Keine Angabe in Sheffield und die Angaben in den anderen drei Städten variiert. Die Torbreite lag in Harrow bei 3,66 m, in Eton 3,35 m breit. Eine Höhenbegrenzung gab es in Harrow nicht, in Eton lag sie bei 2,13 m.
Spielfeldmaße
Nur im Regelwerk von Harrow wurden die kompletten Maße fixiert, nämlich maximal 137,16 m x 91,44 m. Für Sheffield und Eton ist gar nicht vermerkt.
Anstoß
Zum Anstoß ist für Harrow und Sheffield vermerkt, dass er von dem Mittelpunkt des Feldes ausgeführt wird, ohne weitere Vorgaben. Für Eton gibt es diese Beschreibung nicht.
Abseits
Abseits gab es im Fußballspiel von Harrow und Eton. Etons Regelwerk bezeichnete es als „sneaking“ und Harrows Regelwerk als „behind“. In Harrow war man abseits, wenn man sich zwischen Ball und gegnerischem Tor befand, in Eton nur dann, wenn zusätzlich drei oder weniger gegnerische Spieler sich vor einem befanden.
Handspiel
Das Handspiel wurde in allen hier verglichenen Regelwerken geregelt. Harrow verbat das Handspiel (außer zum Fair Catch), Sheffield erlaubt neben dem Handspiel für das Fair Catch noch das Schlagen des Balles und in Eton kannte man den Fair Catch nicht, erlaubte aber (nur), den Ball mit der Hand zu stoppen.
Freistoß
Außerdem Regelwerk von Sheffield kannten alle anderen den Freistoß. Harrow als Belohnung, Eton als Bestrafung für ein Vergehen. In Harrow war es ein Platzstoß, in Eton gab es ein Gedränge als Freistoß.
In Harrow gab es den Freistoß für den Fair Catch; aber nur, wenn man zusätzlich „three yards“ (Harrow) rief. Wenn in Harrow der Ball in der Nähe des gegnerischen Tores gefangen wurde, konnte man drei Yard (= 2,74 m) springen, wenn er damit das Tor erreicht oder zurückgehen, um dann einen Freistoß als Platzstoß auszuführen.
Unerlaubtes Spiel
Wie das Handspiel regeln auch das unerlaubte Spiel alle Regelwerke. Harrow und Eton erlauben nur das für das heutige Fußballspiel faire Spiel. In Sheffield durfte man drücken und einen Gegenspieler beim Platzschuss stören, bis dieser den Fuß am Ball hatte.
Einwurf (Einstoß)
Nur für Sheffield ist geregelt, wer den Einwurf oder Einstoß auszuführen hat (hier: wer als erstes den Ball berührt). In Harrow gab es einen Einstoß, für Sheffield ist es nicht definiert und in Eton gab es statt Wurf oder Schuss ein Gedränge. In Sheffield musste der Ball außerdem mindestens 5,5 m weit ins Spielfeld kommen.
Abstoß / Eckstoß
Ähnlich unterschiedlich wie die Angaben zum Einwurf sind die für die Vorläufer von Abstoß und Eckstoß. Auch hier ist nur in Sheffield geklärt, wer den Schuss ausführt (wer den Ball als erstes berührt). Außer in Eton ist es immer ein Schuss, in Eton, wen wundert’s, ein Gedränge. Und wo? In Eton „gegenüber der Stelle“, an der der Ball ins Aus gegangen ist, in Sheffield maximal 22,86 m hinter dem Tor und in Harrow gab es dazu keine Angabe.
Torerzielung
Das ist nun in allen Regelwerken gleich, nämlich zwischen die Pfosten. In Harrow und Sheffield war zudem festgehalten, dass nur durch einen Schuss ein Tor erzielt werden kann.
Seitenwechsel
In Sheffield wurde kein Seitenwechsel über das Regelwerk geregelt, in Harrow wechselte man nach jedem Tor die Seite, in Eton nur zur Halbzeit.
Schiedsrichter
Die Regelwerke von Harrow und Eton schrieben zwei Umpires vor, je einer von jeder Mannschaft ernannt.
Ersatzspieler
Das Regelwerk von Eton regelte auch, dass ein Spieler, der nicht rechtzeitig zum Spielbeginn anwesend war oder sich im Spiel verletzte, nicht ausgewechselt werden durfte.
Die einzelnen Vergleiche:
Regelwerke vom Ende der 1840er Jahre
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