Fußballgeschichte, Regelgeschichte
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FIFA wird Mitglied im IFAB

FIFA im IFAB

Die FIFA gehörte nicht immer dem IFAB an, denn schließlich ist sie einige Jahre jünger. Erstaunt? Das muss nicht sein.

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Aberystwyth ist eine walisische Hafenstadt und sein Fußballclub, Aberystwyth Town, wurde 1884 gegründet. Damit ist er zwei Jahre älter als das IFAB, das International Football Association Board.

Die FIFA – Fédération Internationale de Football Association – wurde erst 1904 gegründet und der Name zeigt auch, dass sie nicht im United Kingdom gegründet wurde. Sie wurde in Paris gegründet.

Wieso wurde das IFAB gegründet?

Was ist das IFAB? Ja, das International Football Association Board. Aber wieso wurde es gegründet? Und von wem? Das habe ich vor vier Jahren hier erklärt, aber noch mal in ganz kurz und verständlich:

Es ist ein Verband der vier britischen Verbände: der schottischen SFA, der walisischen FAW, der irischen IFA und der britischen FA. Und dieser Verband wurde nötig, weil die Fußballregeln der vier Länder sich unterschieden und damit Länderspiele etwas aufwändiger machten: Nach welchen Regeln spielt man? Denen den Heimteams? Eine Halbzeit, die andere Halbzeit nach den anderen? Mixt man sie zu ganz neuen Regeln? Puh. Und für die Spieler machte es das auch nicht einfacher.

Und so setzten sie sich erstmals 1882 zusammen, um dann 1886 die Laws of the Game zu veröffentlichen. Die ersten britischen Regeln. (An Kontinentaleuropa oder die anderen Kontinente dachte man dabei nicht.)

Wieso wurde die FIFA gegründet?

Nun verbreitete sich aber die britischen Fußballspielarten mehr und mehr in der Welt. Ja, Spielarten, denn es gab verschiedene Spielvarianten und keine deutliche Trennung in Fußball und Rugby/Football. Auch Konrad Koch brachte entgegen unzähliger anderer Erzählungen und einem Kinofilm keinen Fußball, sondern Rugby nach Deutschland. Es waren sowieso weniger die Einheimischen als vielmehr britische Händler*innen und Reisende, die das Spiel im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in die Welt brachten.

Und wie in Großbritannien bildeten sich erst lokale, dann regionale und schließlich nationale Verbände. Der DFB wurde beispielsweise 1900 gegründet.

Am 1. Mai 1904 stand das allererste Länderspiel auf dem europäischen Kontinent an: Belgien gegen Frankreich. 20 Tage später wurde von einem niederländischen und einem französischen Funktionär, Hirschman und Guérin, die FIFA gegründet, damit künftige Länderspiele zentral organisiert werden können. 

Und wie kam nun die FIFA ins IFAB?

Zurück nach Aberystwyth, ins Jahr 1912. Es steht die jährliche Generalversammlung an, die damals noch regelmäßig im Sommer durchgeführt wurde. Es ist der 8. Juni 1912 und der Secretary des walisischen Fußballverbandes nestelt einen Brief auseinander. Es ist ein Brief der FIFA.

„The Secretary read a letter he had received from the Secretary of the ‚Federation Internationale de Football Association‘, whereby a wish was expressed that the Board would invite a member of the Federation to sit on the Board.

Seit acht Jahren existiert die FIFA und die meisten Länder haben die britischen Laws of the Game zum größten Teil übernommen. Da wäre es doch nur fair, wenn alle diese Länder ein Sprachrohr im IFAB hätten.

Das IFAB…

The matter was carefully considered, and an interesting debate took place, all representatives taking part therein.

Für die britischen Vertreter war es allerdings nicht allzu klar. Sollen wirklich andere Länder ihnen, den Erfindern des modernen Fußballspiels, reinreden sollen?! Puh.

Und so…

It was unanimously decided that the time is not ripe to invite a delegate to attend the Board Meetings, and the Secretary was requested to write a suitable letter to the Federation.“

Die Zeit sei noch nicht reif. Wow. Ich übersetze es mal in verständliche Worte:

„Liebe FIFA, es ist schön, dass unser Fußballspiel so beliebt bei euch ist. Aber derzeit seid ihr noch nicht so gesetzt und geordnet, wie wir das gerne hätten. Das ist keine grundsätzliche Absage. Wir wollen einfach erstmal abwarten, wie ihr euch noch entwickelt. Wenn ihr euch in unserem Sinn entwickelt, dann ist eine Zusammenarbeit durchaus denkbar.“

Die FIFA wird Mitglied im IFAB

Ganz so lange dauerte es aber nicht, denn auf die Absage des IFAB begann der Briefverkehr erst. So sehr, dass noch vor der regelmäßigen nächsten Generalversammlung ein erste außerordentliche Sitzung einberufen wurde. Sie fand am 22. Februar 1913 im nordwalisischen Wrexham statt.

Erneut kommt es zur Diskussion („A lengthy and interesting discussion took place“), an deren Ende die englische FA einen Vorschlag macht: Zwei FIFA-Vertreter dürfen künftig bei der Sitzung des IFAB teilnehmen. Doch so richtig kann man sich nicht einigen und vertagt die außerordentliche Sitzung. Bis zu dieser Sitzung am 4. April 1913 in London ging auch viel Briefverkehr zwischen den fünf Verbänden hin und her: Der englische Vorschlag wurde angenommen und bei der Londoner Sitzung die Satzung des IFAB angepasst.

Bei der nächsten regulären Generalversammlung am 14. Juni 1913 im nordirischen Portrush nahmen mit Baron de Laveleye und D. B. Woolfall die ersten beiden Vertreter der FIFA an der Sitzung teil. 

 

Siehe auch: Die Laws of the Game von 1913

 

 

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