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Der doppelte British Ladies‘ Football Club

Es ist weithin bekannt: Der British Ladies‘ Football Club wurde in den 1890er Jahren von Nettie Honeyball gegründet. Weniger bekannt ist aber, dass er zeitweise doppelt existierte.

Aber eins nach dem anderen …

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In der ländlichen Form des Fußballs, die es z.B. im Shrovetide Football heute noch gibt, spielten natürlich auch Frauen.

Englischer und schottischer Frauenfußball in den 1880er und frühen 1890er Jahren

Eines der ersten Frauenfußballspiele (im modernen Verständnis) fand 1881 in Schottland statt. Helen Matthews, die wir gleich wieder treffen werden, gründete in jenem Jahr eine Fußballmannschaft unter ihrem Pseudonym. Am 7. Mai 1881 fand in der Easter Road in Edinburgh ein inoffizielles Frauenfußball-Länderspiel statt, das von 400 bis über 1000 Zuschauern besucht wurde.

Je nach Quelle variieren die angegebenen Zahlen beträchtlich. Eine englische Mannschaft (aus London) spielte gegen „Graham XI“ als schottische Mannschaft (aus Glasgow). Laut einem Zeitungsbericht in Schottlands bekanntester Tageszeitung, dem Glasgow Herald, waren die Spieler etwa 18 bis 24 Jahre alt und zeigten, dass sie Fußball spielen konnten, so das wohlwollende Urteil der Journalisten.

A rather novel football match took place at Easter Road, Edinburgh on Saturday between teams of lady players representing England and Scotland – the former hailing from London and the latter, it is said, from Glasgow. A considerable amount of curiosity was evinced in the event, and upwards of a thousand persons witnessed it. The young ladies‘ ages appeared to range from eighteen to four-and-twenty, and they were very smartly dressed. The Scotch team wore blue jerseys, white knickerbockers, red stockings, a red belt, high heeled boots and blue and white cowl; while their English sisters were dressed in blue and white jerseys, blue stockings and belt, high-heeled boots, and red and white cowl. The game, judged from a player’s point of view, was a failure, but some of the individual members of the teams showed that they had a fair idea of the game. During the first half the Scotch team, playing against the wind, scored a goal, and in the second half they added other two, making a total of three goals against their opponents‘ nothing. Misses St Clair and Cole scored the first two, and the third was due to Misses Stevenson and Wright.

Glasgow Herald, May 9, 1881

Er erwähnt ausdrücklich die Kleidung der Frauen und beschreibt sie als „sehr schick gekleidet“ mit Trikots, einem Gürtel, einer Kutte, Strümpfen, Knickerbockern und hochhackigen Stiefeln. Beide spielten in blau-weiß-rot, aber die Farben der Kleidung waren unterschiedlich. Allein durch die blau-weiße Kutte der Schottinnen und die rot-weiße Kutte der Engländerinnen war es nicht allzu schwer zu unterscheiden.

Das Spiel wurde nicht ganz nach den damals in Schottland oder England geltenden Regeln gespielt und endete auch nach 55 Minuten in einem offenen Protest und Platzsturm der vorwiegend männlichen Zuschauer. Offensichtlich waren sie nicht progressiv oder tolerant wie der Journalist.

„Hence the fear of women taking up sport, and the derision and hostility it aroused. How could men be men if women adopted the very activities through which masculinity was defined?“

– Holt, Richard: Sport and the British. Oxford 1990. p. 117.

So fasste Richard Holt die Angst sehr prägnant zusammen. Und sie ist auch heute bei manchen Männern leider sehr präsent.

Im Mai 1881 gab es vier weitere Spiele der beiden Frauenfußballmannschaften, aber nur eines davon musste abgebrochen werden…

Um 1890 gab es ein paar weitere Frauenfußballvereine, sowohl von Arbeiterinnen als auch von Schülerinnen.

Die Gründung des British Ladies‘ Football Clubs

Der British Ladies‘ FC war dagegen ein rein bürgerliches Unternehmen. Im Jahr 1894 veröffentlichte das britische Wochenmagazin Daily Graphic eine Anzeige für die unbekannte Nettie Honeyball. Sie war auf der Suche nach Frauen, die daran interessiert waren, einen Fußballverein zu gründen. Es bewarben sich 50 Frauen, von denen 30 auch aktiv spielen und 20 unterstützend tätig sein wollten. So wurde zum Jahreswechsel 1894/1895 der British Ladies‘ Football Club gegründet, in dem sich auch die schottische „Mrs. Graham“ mit Nettie Honeyball engagierte und als Torhüterin spielte.

Die ersten Trainingseinheiten waren alles andere als gut, aber sie fanden im Außen-Mittelfeldspieler der Tottenham Hotspur, William Julian, einen Trainer der die Kenntnisse und Fähigkeiten der Spielerinnen schnell verbessern konnte. Auch Alfred Hewitt Smith war als Manager des Vereins involviert. Die größte Unterstützerin der British Ladies war Lady Florence Dixie, die jüngste Tochter des Marquess of Queensbury aus Schottland. Sie war nicht nur Aristokratin, sondern auch Autorin, Journalistin und Feministin. Sie setzte sich für mehr Frauenrechte und gesunde Kleidung für Frauen ein, da Korsett und Petticoat noch sehr in Mode waren. Lady Dixie wurde Vorsitzende des British Ladies‘ Football Club und unterstützte den Club aus voller Überzeugung. Ihre Bedingung war, dass die Spielerinnen genauso leidenschaftlich für das Spiel waren wie sie.

Die British Ladies in Aktion

Das erste Spiel des Vereins wurde am 23. April 1895 um 16:45 Uhr vor etwa 10.000 Zuschauer*innen ausgetragen, und im Gegensatz zum ersten inoffiziellen Länderspiel zwischen Schottland und England 1881 wurde den Spielern am Ende von den Zuschauer*innen Respekt und Sympathie entgegengebracht. Die beiden Teams wurden „Nord“ und „Süd“ genannt, aber das entsprach nicht der geografischen Herkunft der Damen. Sie spielten in voluminösen Blusen als Trikots, in Knickerbockern oder Hosenröcken und mit einer Fischermütze mit Quaste als Mütze. (Auch Männer trugen in dieser Zeit Hüte, wenn auch meist nicht in dieser Form). Der Norden spielte in dunkelrot, der Süden in blau und weiß. Einige Zeichnungen von Spielen zeigen auch zwei Männer in Uniform als Torhüter.

Danach ging der British Ladies‘ Football Club auf Tournee durch England, unterstützt von Lady Dixie. Einen Teil des Erlöses behielten sie als Aufwandsentschädigung für Reise und Unterkunft (dies wurde bald von Kritikern negativ beanstandet) und spendeten ihn für wohltätige Zwecke. Die Tour diente sowohl der Verbesserung ihrer Fähigkeiten als auch der Bekanntmachung des Clubs. Der Star der Mannschaft war 1895 die elfjährige Daisy Allen, die in der britischen Presse auch Tommy genannt wurde. Es ging das Gerücht um, dass sie ein Junge war, weil ein junges Mädchen kaum so gut Fußball spielen konnte.

Das Ende des British Ladies‘ Football Clubs

Helen Matthews, die Torhüterin der Blues, gründete dann im September 1895 ihren eigenen neuen Verein. Als Mitbegründerin des British Ladies‘ Football Club behauptete sie den gleichen Namen für diesen Klub. Was der Grund für diese Spaltung oder Trennung war, ist durch die Forschung noch nicht geklärt.

Jedenfalls existierten mehrere Monate lang zwei britische Damenfußballclubs, die beide behaupteten, der ursprüngliche Club zu sein. Lady Dixie zog ihre Unterstützung im Laufe dieser Diskussion mehr und mehr zurück. Bald darauf, nach fast 50 Spielen, fand das letzte Spiel eines der beiden britischen Frauenfußballclubs am 23. Mai 1896 in Dublin statt. Einen detaillierten Überblick über die Spiele gibt es auf dieser Seite, die eine ebenso ausführliche Zusammenfassung der Geschichte der beiden britischen Damen-Fußballvereine enthält.

Fußball & Feminismus im 19. Jahrhundert

Die beiden Gründerinnen des British Ladies‘ Football Club waren beide Feministinnen. „Mrs. Graham“ war der Deckname von Helen Matthews und es gibt Hinweise darauf, dass Nettie Honeyball ebenfalls ein Deckname war. Denn im November 1895 war ein Jessy Allen die Sekretärin des Honeyball-Teams des British Ladies‘ Football Club. Sie lebte von 1870 bis 1922 und war bei Frederick Smith, dem Bruder von BLFC-Manager Alfred Hewitt Smith. Diese Annahmen basieren auf Forschungen von Patrick Brennan und John Simkin.

Auf jeden Fall war sie sehr engagiert für die politische Emanzipation der Frauen. So wie Lady Dixie und Helen Graham, die eine sehr engagierte Feministin war. Laut dem Sporthistoriker Derek Birley war eines der großen Ziele dieser Frau, „that hydra-headed monster, the present dress of women“ mit dem Club zu zerstören.

Nettie Honeyball:

„Aren’t women as good as men? We ladies have too long borne the degradation of presumed inferiority to the other sex. If men can play football, so can women.“

– Jackson, N. L.: Sporting Days and Sporting Ways. London 1932, pp. 134-135.

I am not surprised that women in football were feminists over 100 years ago and were committed to equality. But I want to know more about the commitment of these three women. And also other women between 1870 and 1970 who were both committed to equal rights and loved football. Like for example Lotte Specht from Frankfurt.
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