Regelgeschichte

Die wahre Geschichte der Auswechslungen im Fußball

Beim Thema Auswechslungen im Fußball denken viele an den sogenannten Wechselfehler von Otto Rehhagel, der sich am 28. September jährt. Damals duften entsprechend der DFB-Bestimmungen nur eine bestimmte Anzahl an Nicht-EU-Ausländer zeitgleich für ein Team auf dem Feld stehen. Daran hatte Rehhagel bei einer verletzungsbedingten Auswechslung nicht mehr gedacht …

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Ein guter Anlass, um die Entwicklung der Auswechslung im Fußball näher unter die Lupe zunehmen. Denn im Internet gibt es dazu genauso viele Mythen und falsche Jahreszahlen wie Fakten.

DR;TL ➡️ Wer keine Lust oder Zeit hat, sich den gesamten Beitrag durchzulesen, kann auch zum letzten Kästchen am Ende des Beitrags skippen -> „Die wichtigsten Daten für die Entwicklung der Auswechslungen im Fußball“

Die Entwicklung der Auswechslungen im Fußball: Eindeutig uneindeutig

Die Quellen sprechen eine klare Sprache. Und doch es hat viele Ausnahmen bei der Auswechslung im Fussball gegeben, wie Spielberichte zeigen.

Eigentlich waren Auswechslungen nur in Freundschaftsspielen, nur bei Verletzung und nur eine Person pro Team pro Spiel erlaubt. Eigentlich. Ich bin bereits auf mehrere Ausnahmen in einigen Ländern auf dem europäischen Festland zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg gestoßen. Auch die vier britischen Verbände wussten davon und versuchten in den 1920er Jahren, die FIFA zunächst zur Einhaltung der Regeln zu drängen. Aber am Ende (1931) ließen sie inoffiziell den kontinentaleuropäischen Weg weitergehen. Dort war er in den wenigen Jahren seines Bestehens bereits zum Gewohnheitsrecht geworden und wurde sehr geschätzt.

Ob es auf anderen Kontinenten auch Ausnahmen gab, werde ich noch untersuchen. Ich bin daher für fotografierte oder eingescannte Spielberichte bis 1967 dankbar. 🙏🏻 ➡️ Kontakt 

Das heißt: In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über die Entwicklung der Auswechslung im Fussball, soweit ich sie im Moment beschreiben kann.

Auswechslungen im 19. Jahrhundert: Emergency!

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Fußball außerhalb Großbritanniens noch nicht so weit verbreitet. Und Auswechslungen gab es in unserem modernen Verständnis nicht. Aber es gab eine andere Gewohnheit, die den gleichen Namen (substitution) hatte: Wenn bei Spielbeginn nicht alle Spieler einer Mannschaft anwesend waren, durfte der fehlende Spieler – nach vorheriger gegenseitiger Absprache – für die Dauer seiner Verspätung durch eine andere Person ersetzt werden.

Da es selten einen Ersatzspieler in der Mannschaft gab, wurden auch Zuschauer als Spieler akzeptiert wurde. Sie wurde jedoch nicht immer mit ihrem Namen aufgenommen, weshalb in manchen Berichten der Ersatzspieler als S. Ubstitute oder E. Mergency genannt wurde.

“The Charterhouse eleven played a match in cloisters against some old Carthusians, but in consequence of the non-appearance of some of those who were expected it was necessary to provide three substitutions”
– Bell’s Life in London, an Sporting Chronicle, February 22, 1863. p. 7.

Die Regeln des Eton Field Game in den 1850er Jahren nannten dies nicht Auswechslung (substitution), sondern Notfall (emergency), was diese Gewohnheit viel besser beschreibt: Es war ein Notfall, dass für die Auswechslung gesorgt wurde.

Und bei einem Länderspiel gab es den Fall, dass ein Nationalspieler durch den Spieler des lokalen Fussballklubs kurzzeitig ersetzt wurde. Am 15. April 1889 fand in Wrexham ein Länderspiel zwischen Wales und Schottland statt. Der eigentliche walisische Torhüter traf nicht ein und es dauerte 30 Minuten, bis ein anderer Waliser Nationaltorhüter in Wrexham eintraf. Also übernahm für die ersten 30 Minuten ein Amateurfussballer aus Wrexham die Rolle des Torhüters. Das Spiel endete torlos.

Ein halbes Jahrhundert später fand sich die erste Erwähnung von Auswechslungen im Fußball im Protokoll der Jahreshauptversammlung des IFAB. Im Jahr 1923 ist die Auswechslung nur bei Freundschaftsspielen (Nicht-Wettbewerbsspielen) und im Falle einer schweren Verletzung und nur nach vorheriger Vereinbarung zwischen den beiden Mannschaften möglich. Auch der Schiedsrichter muss über die Vereinbarung informiert werden.

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Ausnahmen in Kontinentaleuropa zwischen den Weltkriegen

Ich kann noch nicht mit Sicherheit sagen, welche Länder die Vorgaben zur Auswechslung in diesem Zeitraum umgangen haben. Fakt ist, dass 1930 die FIFA erklärte, dass es für einige Verbände zur Gewohnheit geworden sei, Spieler*innen bei Spielen außerhalb von Wettbewerben auszutauschen, und zwar nicht nur im Falle von Verletzungen. Ein Jahr später, 1931, schrieb ein niederländischer Fußballfunktionär einen Brief, in dem er die Länder auflistete, die die Vorgaben (auch bei Wettbewerbsspielen?) umgingen: Dänemark, Deutschland, Österreich, die Schweiz, Ungarn, die damalige Tschechoslowakei, Italien, Frankreich, die Niederlande, Belgien und – außerhalb Europas – die USA. Inwiefern diese Länder die Regel umgingen, war unterschiedlich: Entweder durfte nur der Torhüter ausgewechselt werden oder es durften generell nur in der ersten Halbzeit oder nur bis 20 Minuten vor Schluss Spieler*innen ausgewechselt werden.

Auswechslungen – fair oder foul?

Carl Koppehel, ein deutscher Schiedsrichter, Funktionär und Herausgeber der Deutschen Schiedsrichter-Zeitung, nannte auch Skandinavien als eines der Länder, die auf Auswechslungen im Fussball bestanden. Nun ist Skandinavien bekanntermaßen aber kein Land, sondern eine Bezeichnung für mehrere Länder. Koppehel nannte es jedoch nicht genauer.

Koppehel war ein vehementer Gegner von Auswechslungen im Fussball. Er bezeichnete es als unsportlich, weil man nicht sicher sein konnte, dass Spieler*innen wegen einer Verletzung und nicht aus taktischen Gründen ausgewechselt wurden. Seiner Meinung nach sei es besser, eine Schwächung der Mannschaft durch Verletzungen hinzunehmen. Im Gegensatz dazu berichtete der bereits erwähnte niederländische Funktionär, dass die öffentliche Meinung in den Niederlanden das Auswechselverbot als ungerecht erachte. Das Verbot sei „an unsportsmanlike action just as well as any abuse of this courtesy„. Wenn ein*e Spieler*in wegen einer schweren Verletzung nicht mehr spielen kann und eine Mannschaft für den Rest der Saison mit einer*m Spieler*in weniger spielen müsse, dann liege ein Ungleichgewicht vor.

Nun, wie bereits am Anfang geschrieben: Die vier britischen Verbände tolerierten inoffiziell die von der FIFA 1931 erlaubten Ausnahmen, während sie noch immer keine Auswechslungen zuließen. Sie waren der gleichen Meinung wie Carl Koppehel.

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🚨 Was ist, wenn eine schwere Verletzung vorgetäuscht wird?

🚨 Was, wenn die Auswechslung nur aus taktischen Gründen vorgenommen wurde?

🚨 Schließlich kann man den Spieler*innen nicht in den Kopf schauen!

➡️ Und deshalb blieb es völlig verboten.

Das sind Argumente, die uns zum Schmunzeln bringen und gleichermaßen uns vertraut sind. Denn heute wechseln wir vor allem aus taktischen Gründen, aber das Argument „man kann den Spieler*innen nicht in den Kopf schauen“ wird auch heute noch verwendet. Nun aber bei einem Foulspiel.

Und doch gab es ähnliche Diskussionen im Frühjahr 2020 auf, als die fünf Auswechslungen pro Spiel diskutiert und entschieden wurden. Diese vorübergehende Änderung der Auswechselregel wurde eingeführt, um das Verletzungsrisiko nach der einwöchigen Pause und der nur kurzen Vorbereitungsphase vor der Wiederaufnahme gering zu halten. Was aber, wenn diese beiden zusätzlichen Auswechslungen eher aus taktischen Gründen als aus gesundheitlichen Bedenken eingesetzt werden? Ist das fair?

So ähnlich wurde bereits 90 Jahre zuvor diskutiert: Im Verletzungsfall ist das Auswechseln eines*r Spieler*in sicherlich fair, aber nicht, um taktische Finessen zu machen. Schließlich ist Fussball ein ehrlicher Wettbewerb. Und taktische Spielereien wurden vor allem von denjenigen, die gegen Auswechslungen waren, mit Argwohn betrachtet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg: Die Mauer gegen Auswechslung im Fussball bröckelt in Großbritannien

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war es kaum vorstellbar, dass ein Jahrzehnt später auch bei Wettbewerbsspielen Auswechslungen im Fussball möglich waren. Weiterhin gab es in Kontinentaleuropa vor und nach dem zweiten Weltkrieg Ausnahmen. Andererseits mussten in UK nicht nur die Mannschaften vor Länder-Freundschaftsspielen ihr gegenseitiges Einverständnis für Auswechslungen geben mussten, sondern auch die beiden nationalen Verbände.

Dann ging es los.

1947, riet die Schiedsrichterkommission der FIFA, in der ersten Halbzeit immer den Wechsel des Torhüters plus den Austausch eines Feldspielers zuzulassen. Natürlich nur im Falle von schweren Verletzungen. Die FIFA unterbreitete diesen Vorschlag 1948 der Generalversammlung des IFAB, erhielt aber nicht die erforderliche Mehrheit. Dasselbe galt auch für andere Vorschläge der FIFA, nämlich den Ersatz von zwei verletzten Spieler*innen bis zur 42. Minute (1947) oder den Ersatz des Torhüters (nur) in Wettbewerbsspielen (1948 und 1949).

Und obwohl das IFAB 1948 den Vorschlag der FIFA ablehnte, die Auswechslung eines verletzten Torhüters jederzeit und eines verletzten Feldspielers während der ersten Halbzeit zuzulassen, ließ es diese Option ausprobieren. Vermutlich mit der Zustimmung der vier Verbände aus Großbritannien. Getestet wurde sie 1951 bei einem internationalen Jugendturnier der FIFA, in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft (1953) und bei der Weltmeisterschaft 1954 selbst.

Das machte es für mich anfangs so verwirrend: Wenn die Vorschläge der FIFA in diesen Jahren abgelehnt wurden, warum gab es dann bei der Weltmeisterschaft 1954 und in den Qualifikationsspielen Spieler, die ausgewechselt wurden?

Es waren Experimente.

Erste Lockerungen

Und die UK? Nach den Experimenten der FIFA in den Jahren 1951, 1953 und 1954 reichte die FIFA den Vorschlag 1956 und 1957 erneut ein – und beide Male wurde er von den vier britischen Verbänden abgelehnt. Ein klares Signal der home nations.

Doch 1957 gab es von der britischen Insel ein kleines Zugeständnis und das IFAB gewährte den Nationalverbänden die Möglichkeit, verletzte Spieler*innen auszutauschen. 1958 fügte das Gremium eine Empfehlung hinzu, wonach in der ersten Halbzeit immer maximal ein verletzter Torhüter plus ein verletzter Feldspieler ausgewechselt werden konnte.

Grund dafür war die zunehmende Zahl von Mannschaften in FA-Cup-Spielen, deren verletzungsbedingte Müdigkeit den Ausgang der Spiele entscheidend beeinflusste. Darunter die schwere Verletzung von Bert Trautmann.

Let’s go: Auswechslungen im Fußball unabhängig von einer Verletzung

1966 gab es eine weitere Neuerung bei den Auswechslungen im Fussball, die sich nicht sofort in den Spielregeln niederschlug: Ab der Saison 1966/67 waren in England auch taktische Auswechslungen erlaubt. Und auch ein Jahr später stand es allen nationalen Mitgliedsverbänden der FIFA frei, dieses Reglement zu übernehmen. Ein Experiment in England? Ich weiß es nicht.

Es gab aber einen Unterschied: Ab 1967/68 waren von Seiten des IFAB zwei Auswechslungen in Wettbewerbsspielen unabhängig einer Verletzung erlaubt. Wie beim VAR war es eine Möglichkeit, d.h. die nationalen Verbände konnten entscheiden, ob sie diese Regel aufnahmen oder nicht. In England war beispielsweise bis einschließlich der Saison 1986/87 nur ein*e Auswechselspieler*in erlaubt.

Nach 1967 änderte sich einige Jahre lang nichts, obwohl es Experimente und Vorschläge für Änderungen gab.

Was der US-amerikanische Fussballverband USSF 1974 testen wollte, ist uns aktuell vertraut: Fünf Auswechslungen anstelle von – damals – zwei. Er erhielt zwar keine Genehmigung vom IFAB, aber dennoch führte die USSF den Test durch und wurde dafür getadelt. Dieser Verband testete auch – übermäßig lange – Spiele mit drei Auswechslungen von 1978 bis 1981. Wiederum tadelte das IFAB die USSF, weil nach drei Jahren immer noch kein Bericht über das Experiment vorlag. Anscheinend fand die USSF die beiden möglichen Auswechslungen zu wenig und erhöhte die Zahl hinter dem Deckmantel der Experimente.

Auf der IFAB-Jahreshauptversammlung 1986 wurde diskutiert, dass eine Höchstgrenze für Auswechslungen im Fußball generell aufgehoben werden sollte. Doch die erforderliche Mehrheit wurde hier ebenso nicht erreicht wie für den Vorschlag von 1988, die Auswechslung von zwei Feldspielern und einem Torwart zuzulassen.

Diese Bestimmung, die uns später als 2+1-Regel bekannt wurde, wurde 1993 erneut vorgeschlagen und nach langwierigen Diskussionen auf das folgende Jahr verschoben. Dann, 1994, wurde sie akzeptiert. Und wurde im folgenden Jahr durch drei positionsunabhängige Auswechslungen ersetzt.

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Die vierte Auswechslung in der Verlängerung

Die Idee wurde vom schottischen Verband erstmals bei einer Jahreshauptversammlung 2009 vorgelegt, erhielt aber in diesem Jahr nicht die erforderliche Mehrheit. Es dauerte dann sechs Jahre, bis sie erneut vorgeschlagen wurde. Diesmal von der FIFA, der CONMEBOL und den Nationalverbänden der USA und Sri Lankas. Obwohl auch die FIFA den Vorschlag einreichte, stand der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter dem Vorschlag sehr distanziert gegenüber. Er befürchtete, dass eine solche Erlaubnis – ich zitiere – die Büchse der Pandora öffnen könnte. Daher wurde der Vorschlag zunächst dem IFAB vorgelegt.

Ein Jahr später war Blatter nicht mehr FIFA-Präsident, sondern Gianni Infantino, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger ein großer Freund der vierten Auswechslung in der Verlängerung war. Der Vorschlag wurde zunächst als zweijähriges, weltweites Experiment zugelassen. Die Spiele, die in die Verlängerung gingen, wurden analysiert und eine Umfrage durchgeführt. Nach einem Jahr fielen die ersten Berichte sehr positiv aus, so dass die Mindestanforderungen und ein Gold Standard für den professionellen Einsatz entwickelt wurden. Der Gold Standard wurde dann Teil des Qualitätsprogramms für den Fussball.

Seit 2018 gibt es offiziell die vierte Auswechslung in der Verlängerung.

Dies war die letzte Änderung bezüglich der Anzahl der Auswechslungen bis Frühjahr/Sommer 2020. Seitdem und bis (erstmal?) Ende Juli 2021 steht es den Nationalverbänden frei, bei Wettkampfspielen bis zu fünf Auswechslungen zuzulassen. Diese müssen jedoch innerhalb von drei Pausen (ohne die Halbzeitpause) erfolgen.

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Ein Sonderfall: Auswechslungen in internationalen Freundschaftsspielen

Bei Testspielen und Freundschaftsspielen kann die Zahl der Auswechslungen seit 1972 höher sein als bei Wettkampfspielen. Ursprünglich waren bis zu fünf Auswechslungen erlaubt. Diese Zahl wurde 2004 bei Freundschaftsspielen auf sechs erhöht. Im Jahr 2005 wurde hinzugefügt, dass bei anderen Spielen mehr möglich sind, sofern sich die Mannschaften vor Spielbeginn darauf einigen. Der*Die Schiedsrichter*in muss natürlich im Voraus informiert werden.

Die maximale Anzahl der mögliche Auswechslungen im Fußball

Es gibt weitere Bereiche der Auswechslungen, in denen sich seit den 1970er Jahren etwas verändert haben: Die Zahl der benannten Auswechselspieler*innen hat sich kaum verändert. 1971 wurde beschlossen, dass die beiden Auswechselspieler*innen aus fünf zuvor benannten Spieler*innen ausgewählt werden mussten. Heute geben die Wettbewerbsregeln vor, wie viele Auswechselspieler*innen benannt werden dürfen, mindestens drei und höchstens zwölf.

Der Vorschlag, die Anzahl der benannten Auswechselspieler*innen von fünf auf elf zu erhöhen, wurde 1987 und 1990 abgelehnt und 1991 zurückgezogen. Er wurde sowohl vor der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko als auch vor der Weltmeisterschaft 1990 in Italien von mehreren nationalen Verbänden geäußert und besagte, dass bei einer Weltmeisterschaft eine grosse Anzahl von mehr Spieler*innen zugelassen werden könnte.

1992 kam der Vorschlag zurück an die FIFA, allerdings mit bis zu neun benannten Ersatzspieler*innen. Die FIFA gewährte der UEFA das Recht, diese Variante zu testen, und zwar bei der Europameisterschaft im folgenden Sommer.

Während der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan gab es die Möglichkeit, bis zu zwölf Ersatzspieler*innen probeweise zu benennen.

Laut Stanley Rous sorgte er selbst dafür, dass in unseren Spielen die Nummer des*der einzutauschenden Spieler*in (und nun auch des*der einzutauschenden Spieler*in) angezeigt wurde. Gemäß seiner Autobiografie Football Worlds sah Rous dieses Verfahren bei einem Jugendturnier in Malaysia. Dort hatte der Sekretär der Asiatischen Fussballkonföderation, Koe Ewe Teik, eingeführt, bei dem ein Blatt Papier mit der Nummer des zu ersetzenden Spielers hochgehalten wurde. Leider gibt Rous hierfür keine Jahreszahlen an.

Auswechslungen im Fußball

 

Weitere Änderungen in der Fussball-Auswechslung

Fliegender Wechsel

Nach erfolgreichem Experiment ist in manchen Ländern seit 2015 eine fliegender Wechsel im Freizeit- und Amateurfußball möglich.

Der Ort der Auswechslung

1972 wurde beschlossen, dass Auswechslungen immer an der Mittellinie vorgenommen werden müssen. Davor gab es keine detaillierteren Regeln für den Platz. Und 1973 wurde hinzugefügt, dass der*die Auswechselspieler*in das Feld erst betreten darf, nachdem der*die ausgewechselte Spieler*in das Feld verlassen hat. All dies natürlich nur mit der Zustimmung des*der Schiedsrichter*in.

Dies blieb fast ein halbes Jahrhundert lang, bis zur Saison 2019/20, unverändert. Nun musste der*die ausgewechselte Spieler*in das Feld an der nächsten Stelle verlassen, um den zunehmenden Zeitverlust durch den Auswechselvorgang zu minimieren. Der*Die Auswechselspieler*in muss jedoch noch an der Mittellinie auf das Spielfeld kommen, und zwar erst, nachdem der*die ausgewechselte Spieler*in das Spielfeld verlassen hat.

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Die wichtigsten Daten für die Entwicklung der Auswechslungen im Fußball

  • 19. Jahrhundert: Es gab keine Auswechslungen im modernen Sinne, sondern im gegenseitigen Einvernehmen die Möglichkeit, zu spät erscheinende Spieler durch einen anderen zu ersetzen.
  • 1923: Auswechslungen sind nur bei Freundschaftsspielen und im Falle einer schweren Verletzung und nur nach vorheriger Absprache zwischen den beiden Mannschaften möglich. Der*Die Schiedsrichter*in muss ebenfalls über die Vereinbarung informiert werden, ebenso die Auswechslung während des Spiels.
  • 1930er Jahre: In Kontinentaleuropa ist es in einigen Ländern zu einer Art Gewohnheitsrecht geworden, Auswechslungen über die Regelung von 1923 hinaus zuzulassen. Die vier britischen Verbände tolerieren ab 1931 inoffiziell die lockere Haltung der FIFA.
  • 1951-1954: Es gibt Experimente mit Auswechslungen von verletzten Spieler*innen bei Wettkampfspielen. Die Experimente fanden bei einem internationalen Jugendturnier der FIFA, bei der WM-Qualifikation 1953 und bei der Weltmeisterschaft 1954 statt.
  • 1957: Das IFAB erlaubt den Nationalverbänden, bei Wettkampfspielen Auswechslungen von verletzten Spieler*innen zuzulassen.
  • 1965: In England können pro Spiel bis zu zwei Spieler*innen pro Mannschaft unabhängig von Verletzungen ausgewechselt werden. Ab der Saison 1966/67 auch in Schottland.
  • 1967: Das IFAB gewährte den Nationalverbänden die Möglichkeit, pro Spiel bis zu zwei Spieler*innen pro Mannschaft unabhängig von Verletzungen auszutauschen.
  • 1994: Einführung der 2+1-Regel: Zwei Feldspieler*innen und ein*e Torhüter*in dürfen ausgewechselt werden.
  • 1995: Bis zu drei Ersetzungen, unabhängig von der Position, sind erlaubt.
  • 2015: Die Nationalverbände können im Freizeit- und Amateurfussball einen fliegenden Wechsel (return substitution) erlauben.
  • 2018: Nach zwei Jahren als globales Experiment wird die vierte Auswechslung während der Verlängerung offiziell eingeführt.
  • 2020: Bis Ende Dezember 2022 können die Nationalverbände bis zu fünf Auswechslungen ab dem späten Frühjahr zulassen, d.h. die Wiederaufnahme nach der Saisonunterbrechung von Covid-19. Diese müssen in maximal drei Spielunterbrechungen (ohne Halbzeitpause) erfolgen.
  • 2022: Erhöhung der Anzahl der Auswechslungen auf fünf pro Halbzeit (dauerhaft). Die zusätzliche Auswechslungsmöglichkeit in einer Verlängerung bleibt bestehen.

 

 

 

 

 

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