Simon Rosenberger
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Simon Rosenberger, Walther Bensemann und der MTV München von 1879

Zum Jahresbeginn 1921 war Konstanz stark bewölkt, doch ein Leserbrief ließ die Miene von Walther Bensemann schmunzeln. Der Herausgeber der vor wenigen Monaten gegründeten Fußballzeitschrift „Der Kicker“ hält einen Brief vom Vorsitzenden des MTV München von 1879 in der Hand, den er in der zweiten Ausgabe des Kickers auch abdrucken ließ.

Kollege‘ Freund, Präsident der F.A. des rührigen M.T.V. München hat das Wort: ’Sehr geehrter Herr Bensemann! Zunächst erlaube ich mir, Ihnen meine besten Wünsche zum Jahreswechsel zu entbieten. Möge das Jahr 1921 für Sie und Ihren ‚Kicker‘ ein glückliches und erfolgreiches werden. In materieller Form gebe ich meinen Glückwünschen Ausdruck, indem ich gleichzeitig eine kleine Sammlung von Abonnements auf Ihr Postscheckkonto überweise. Für die Veröffentlichung meiner Mannschaft in einer Ihrer letzten Nummern sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Meine Mannschaft gedenkt nach Abschluss der Ligaspiele, die vor dem Kriege bestandenen internationalen Beziehungen wieder aufzunehmen und so haben wir uns mit F.C. Internazionale Mailand, mit Turin, F.C. Winterthur, Old Boys Basel und einem holländischen Verein in Verbindung gesetzt. Ostern und Pfingsten werden wir auch in Karlsbad, Teplitz und Prag Spiele suchen.’.“.[fn]“Bürochef“ [Bensemann, Walther]: Personalnotizen. In: Kicker 2/1921. S. 47.[/fn]

Die Gründung des MTV München von 1879

Am 29. Juni 1879 gründeten Franz-Paul Lang, Ferdinand Dix, Josef Hailer, Max Meisinger – ehemalige Mitglieder des TSV 1860 München – den Männerturnverein München. Im Gründungsjahr wurde nur Turnen angeboten, im kommenden Jahr kamen Fechten und Singen hinzu.

Simon Rosenberger kam bereits als Kind zum Verein und erlebte hautnah mit wie Walther Bensemann 1897 mit einigen weiteren Männern die erste Fußballmannschaft des MTV München gründete. Zu einem persönlichen Kennenlernen kam es aber erst später.

Bensemann lebte zunächst kurz Blutenburgstraße 10 (8. November 1897 bis 14. Januar 1898), dann in der Schellingstraße 38 (beides in Maxvorstadt) und schließlich ab dem 21. April 1898 in der Bruderstraße 53 (Altstadt). Der Eintrag endet am 20.10.1898.

Die Gründung des FC Bayern München

Die Schelling-/Türkenstraße war nahe der Münchener Uni und 10 Fußminuten von der Clemensstraße, wo der FC Bayern München seinen ersten Spiel- und Übungsplatz erhielt. Und auch bei der Gründung dieses Vereins war Bensemann beteiligt.

Denn kurz nach der Gründung kam es bereits zu Meinungsverschiedenheiten über die weitere Entwicklung der Fußballabteilung: Einige Mitglieder befürworteten den Beitritt zum ebenfalls 1897 gegründeten Süddeutschen Fußballverband (SFV) – auch bei dieser Gründung hatte Walther Bensemann seine Finger im Spiel. Doch die Generalversammlung des Vereins erteilte dem Antrag eine Absage. Daraufhin sagten sich einige Fußballer des MTV vom Verein los und gründeten am 27. Februar 1900 im Gasthaus Bäckerhöfl[fn]Später Weinhaus Gisela.[/fn] einen neuen: Der FC Bayern München.

Die Gründungsmitglieder waren Otto Ludwig Naegele, Georg Schmid, Carl und Fritz Wamsler, Ringler Wilhelm Focke, Paul Francke, Friedrich, Zoepffel, Josef Pollack und Franz John. Dass Walter Bensemann auch diese Vereinsgründung förderte, überrascht wenig.

1907: Das erste Kennenlernen

Simon Rosenberger betrieb nach eigener Aussage bereits um 1900 verschiedene Sportarten aktiv, war noch besser ihrer Theorie und zudem hatte zahlreiche Ehrenämter inne. Dennoch lernte Walther Bensemann ihn erst 1901 beim Verbandstreffen des SFV in Ludwigshafen kennen.

Ich erinnere mich bereits vor 20 Jahren in Ludwigshafen auf einem Verbandstag für Pflichtexemplare des ‚Fußball‘ eingetreten zu sein. Dieser Tag ist in meinem Gedächtnis besonders haften geblieben, weil ich bei der Gelegenheit Simon Rosenberger (genannt Simmerl) kennenlernte. Bis dahin hatte ich immer geglaubt, daß Menschen ohne Haar Produkte einer regen Phantasie Karl May’s seien.“[fn]Bensemann, Walther: Pflichtexemplare. In: Kicker 18 (03.05.1927). S. 685-686, hier S. 685.[/fn]

Warum Simon Rosenberger bereits mit 22 Jahren keine Haare mehr hatte, ist nicht überliefert. Womöglich hatte er die gleiche Autoimmunkrankheit wie Pierluigi Collina (Alopecia areata).

1920: Das zweite Kennenlernen

Nach dem ersten Weltkrieg zog Walther Bensemann im Mai 1919 erneut nach München und wurde Kollege von Simon Rosenberger. Denn ab Anfang März 1920 schrieb er für Eugen Seybolds Sportzeitschrift „Der Fußball“, für die Rosenberger schon einige Jahre nebenberuflich arbeitete.

Doch nach wenigen Wochen der Zusammenarbeit stellte sich heraus, dass die Vision von Seybold und Bensemann zu unterschiedlich war. Vermutlich wollte Bensemann das Blatt neu aufbauen und gestalten, Seybold wollte aber seine Schöpfung, die zudem als Verbandsorgan des SFV fungierte, nicht verändern.

So nahm die Geschichte ihren Lauf: Bensemann verließ den „Fußball“ und gründete eine eigene Zeitschrift: „Der Kicker“. Die erste Ausgabe erschien ab 14. Juli 1920 bei Beiträgen von Walther Bensemann und anderen Sportjournalisten aus seinem Netzwerk. Zu diesem gehörte auch Simon Rosenberger, dessen erster Artikel im darauffolgenden Jahr erschien.

Ob es aber bereits zum Jahresanfang 1921 feststand, dass er Bensemann nachfolgen und vom „Fußball“ zu „Kicker“ wechseln würde, wissen wir nicht. Doch im Sommer 1921, als wiederum ein MTV-München-Leserbrief den Kicker erreichte, war Rosenberger schon Teil der Redaktion des Kickers.

Ein kleiner Kreis ehemaliger Koryphäen aus der Vorstandschaft der F.M.d.M.T.V. 1879, den das Schicksal in kurzen Abständen in die Gegend Bambergs verschlagen hatte, gab sich dort anlässlich des Treffens ihrer Ligamannschaft mit dem F.C. Bamberg mit einer grösseren, auserlesenen Schar M.T.V.-Schlachtenbummler unter Führung ihres derzeitigen bewährten Präsidenten Freund ein feuchtfröhliches Stelldichein. Es waren gekommen Lutsch Keyl, der Ehrenvorsitzende, O. Kehm, der ehemalige verdiente Schriftführer und Notar Partheymller, der so ungern geschiedene Spielausschussvorsitzende, während des ebenfalls flügge gewordenen Rosenbergers nach Konstanz durch Karte gedacht wurde.“[fn]“Bürochef“ [Bensemann, Walther]: Personalnotizen. In: Kicker 37 (13.09.1921). S. 1142.[/fn]

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