Am 14. März 2019 kam Trautmann (Originaltitel: The Keeper) in die Kinos. Der Film erzählt das Leben von Bert Trautmann, der als Torhüter von Manchester City weltweit berühmt wurde und 2004 von Queen Elizabeth II. für seine Meriten als Fußball um die deutsch-englische Verständigung als OBE aus. Er verstarb 2013.
Von 1949 bis 1964 spielte Bert Trautmann für Manchester City. Wer erwartet, dass ich über die Veränderungen des Torhüterspiels während dieser Jahre schreibe, der hat den gleichen Gedankengang wie ich und muss ernüchtert feststellen: In diesen 15 Jahren betraf keine der Regeländerungen das Spiel des Torhüters. Es ist zugleich die zweitlängste Phase überhaupt, in der sich für Torhüter nichts änderte. An dritter Stelle steht die Phase zwischen 1980 (Torhüter/in darf sich bei der Ausführung des Strafstoßes auf der Torlinie bewegen) und 1992 (Verbot des Rückpasses). Die längste Phase ist die aktuelle, denn seit der Änderung der Vier-Schritte-Regel zu der Sechs-Sekunden-Regel (2000) hat sich für Torhüter nichts mehr geändert. Eine gewisse Änderung wartet aber ab der Saison 2019/20 auf sie: Wenn sie den Abstoß ausführen, muss sich der Ball nur noch bewegen, um im Spiel zu sein und nicht mehr den Strafraum verlassen (siehe auch Beitrag: Die Laws of the Game 2019/20)
So gibt es eine Dreiteilung des Beitrages: Teil 1 behandelt den Beitragstitel: Welche Vorgaben galten für den Torhüter, welche wurden mittlerweile revidiert oder gar nicht erst durch die erforderliche Mehrheit im IFAB gültig? Teil 2 behandelt die Regeländerungen zwischen 1949 und 1964 im allgemeinen und Teil 3 fasst zusammen, welche Regeländerungen für Torhüter seit 1965 folgten.
Wie Trautmann spielte
- Er trug andersfarbige Trikots als die Feldspieler beider Mannschaften und der gegnerische Torhüter (1909 eingeführt).
- Seine Rückennummer war die 1, sofern er in der Startelf war. Sein Name stand nicht auf dem Trikot, da die Rückennummer positionsgebunden, aber nicht personengebunden waren (1939 eingeführt).
- Er durfte im Strafraum den Ball mit der Hand fangen (1912 eingeführt) und ab 1920 zwei Schritte balltragend gehen. (Zur Einführung und bisherigen Entwicklung des erlaubten Torhüterhandspiel siehe Fußnote [1]1870 wurde der Vorschlag von Civil Service in der FA abgelehnt, dem Torhüter bzw. dem Spieler, der dem eigenen Tor am nächsten stand, das Berühren des Balles mit der Hand zum Schutz des eigenen … Continue reading.)
- Den Abstoß konnte er oder einer seiner Mitspieler von irgendeinem Punkt im eigenen Strafraum ausführen (1901 eingeführt, 1936 wurde ergänzt, dass der Strafstoß erst im Spiel ist, wenn er den Strafraum verlassen hat). Bereits seit 1892 war beim Abstoß war keine Abseitsstellung möglich. (Zur Entwicklung des Abstoßes und seiner Vorformen in den Schulregelwerken siehe Fußnote [2]In Harrow School (1858) musste der Ball auf direktem Weg von dem ersten, der den Ball erreichte, zurück auf Feld geschossen werden. Dann musste zunächst ein Spieler der angreifenden Mannschaft den … Continue reading.)
Regeländerungen während Trautmanns Engagement bei Manchester City
Während Trautmann für Manchester City im Tor stand, gab es nur wenige Änderungen der Spielregeln: Bei einer gebrochenen Torlatte musste das Spiel ab 1962 abgepfiffen werden, der Ball durfte ab 1954 nur nach Erlaubnis des Schiedsrichters getauscht werden und ein deutliches gestikulieren oder Tanzen, um den Gegner zu verwirren, wird seit 1963 als unsportliches Verhalten geahndet (Karten gab es während Trautmanns Spielerkarriere noch keine). Bei den Vorgaben zu den Schuhen änderte sich einiges: Eine allgemeine Schuhpflicht wurde 1950 für alle Mitgliedsländer der FIFA und im British Empire eingeführt. Metallstücke in Schuhen, auch wenn sie genügend eingetrieben waren, wurde 1951 auf Vorschlag der FA verboten. Stollen müssen einen Durchmesser von maximal 12 mm haben (1955), aus Leder, Gummi, Aluminium, Plastik oder einem ähnlichen Material (1959) und stabil sein (1961). Die Unterseite der Schuhe muss aus Leder oder Gummi und an den Ecken abgerundet sein (1959).
Abgelehnt wurde der Vorschlag des schottischen Verbandes, den Strafraum zu einem Halbkreis von 20 yd (= 18,29 m) Radius auszuweiten und einige Vorschläge zur noch verbotenen Auswechslung von Spielern bei nationalen Spielen von Seiten des schottischen Verbandes und der FIFA. Alle fünf Vorschläge zwischen 1948 und 1957 bezogen sich nur auf die Auswechslung eine verletzten Torhüters, doch sie wurden entweder vertagt oder durch die Mehrheit im IFAB abgelehnt.
Änderungen des Torhüterspiels seit 1965
Nach Trautmanns aktiver Spielerkarriere wurde verboten, dass der Torhüter einen Ball oder etwas anderes in das Gesicht eines Spielers wirft. Der Vorschlag zum Verbot wurde noch während Trautmanns aktiver Karriere, nämlich 1963 durch den schottischen Verband, eingereicht, aber erst für die Saison 1965/66 eingeführt. Bei Missachtung wird der Torhüter des Feldes verwiesen und ein Strafstoß verhängt. Andersherum, das Angehen des Torhüter, wurde von Seiten des IFAB den nationalen Verbänden freigestellt, ob und in wie weit sie ein Angehen das Torhüters erlauben (1967).
Ebenfalls seit 1967 wird das Zeitspiel mit einem indirekten Freistoß an der Stelle, an der der Torhüter länger als nötig den Ball gehalten hat, bestraft. Die Sechs-Sekunden-Regel wurde aber erst 2000 eingeführt, vorher gab es die Zwei-Schritte-Regel (1920-1967) und die Vier-Schritte-Regel (1967-2000). Zu letzterer wurde 1968 auf Vorschlag der FA ergänzt, dass der Torhüter keine weiteren vier Schritte balltragend gehen darf, nachdem er ihn einmal geprellt hat.
Des Weiteren wurde 1980 dem Torhüter erlaubt, sich während der Ausführung eines Strafstoßes auf der Torlinie zu bewegen und ihm 1992 verboten, ein Rückpass mit den Händen aufzunehmen.
Die letzten Änderungen waren, wie eingangs schon gesagt, die Einführung der Sechs-Sekunden-Regel und zudem das Anzeigen der Schiedsrichterassistenten, wenn sich ein Torhüter bei der Ausführung des Strafstoßes vor die Torlinie bewegt (beides 2000).
Beitragsbild: Skulptur von Trautmann im Stadtmuseum Manchester (Fotografie von Oldelpaso, wurde 21.09.2008 online gestellt („Sculpture of Bert Trautmann at the Manchester City Museum, Manchester, UK„).
Fußnoten
↑1 | 1870 wurde der Vorschlag von Civil Service in der FA abgelehnt, dem Torhüter bzw. dem Spieler, der dem eigenen Tor am nächsten stand, das Berühren des Balles mit der Hand zum Schutz des eigenen Tores zu erlauben. Ein Jahr später wurde er dann für die FA-Mitgliedsvereine erlaubt und damit bindend. Ergänzt wurde, dass der Torhüter den Ball nicht tragen darf (1873, Queen’s Park), aber schlagen und werfen (Cale of Leven FC, 1875). In der Sheffield FA wurde das Torhüterhandspiel 1875 erlaubt, das Tragen verboten, aber das werfen und schlagen dann 1876 erlaubt. Nach der Zusammenlegung von FA und Sheffield FA wurde dann noch ergänzt und geändert, in welchem Bereich des Spielfeldes das Handspiel erlaubt war: Bis 1882 war es auf dem ganzen Feld erlaubt, sofern es dem Schutz des eigenen Tores galt. Versuche in den 1870er Jahren, es in der FA auf 5,5 m (Nottingham Forest FC, 1874) oder 9,15m vor dem eigenen Tor (Royal Engineers, 1875) einzugrenzen scheiterten im Vorhinein. Von 1882-1903 war das Handspiel dann nur noch in der eigenen Hälfte erlaubt, von 1903-1912 sogar nur im eigenen Torraum und wurde dann 1912 auf den eigenen Strafraum ausgeweitet. |
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↑3 | 1891-1906 durften sich bei der Ausführung des Strafstoßes alle Spieler bis auf 5,5 m dem Ball näher, d.h. auch der Torhüter durfte 5,5 m aus dem Tor Richtung Ball gehen. 1906-1929 durfte sich der Torhüter wie heute auf der Torlinie zwischen den Pfosten noch bewegen. Das wurde dann 1929 verboten. |
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