Bei Wikimedia sind zwei Fußballregelwerke zur Mitte des 19. Jahrhunderts online, nämlich die Laws of Eton Field Game von 1847 und die Rules of Surrey Football Club von 1849. Ich beschränke mich auf Regelwerke für Fußball ohne oder mit wenig erlaubtem Handspiel.
Ein erster Blick – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Allein die Länge der beiden Regelwerke unterscheidet sich erheblich, den den sechs Regeln aus Surrey stehen über zwanzig der Eton College gegenüber. Und so erheblich, wie sich die Länge unterscheidet, unterscheidet sich auch der Inhalt, denn nur eine Regel findet sich in beiden Regelwerken: Wie ein Tor erzielt wird. Und, das wundert nun irgendwie nur wenig, auch diese unterscheidet beide Regelwerke. An der Eton College wurde es ganz klassisch erzielt: Zwischen den Torstangen und unterhalb einer bestimmten Höhe, die durch die Höhe der Pfosten imaginär sichtbar war. In Surrey muss der Ball dagegen über das Torseil geschossen werden. Tormaße fehlen im Regelwerk von Surrey.
Rules of Surrey Football Club von 1849
Das Regelwerk von Surrey war 1849 also sehr knapp. Noch knapper, wenn man ergänzt, dass Angaben zur Mitgliedsgebühr (4 Schilling) und Training (Mittwochnachmittag, Samstagnachmittag, immer Oktober bis Ende April. 3 Uhr) in einer Satzung und nicht in heutigen Regelwerken zu finden es. Lediglich die Anzahl der Spieler (11, aber weniger sind auch okay) und unerlaubtes Spiel (absichtliches Treten) sind noch vermerkt. Mehr nicht.
Laws of Eton Field Game von 1847
In dem umso längeren Regelwerk der Eton College fehlen dagegen Angaben über Spieleranzahl und auch über unerlaubtes Spiel. Dafür nennt es viele weitere Elemente des heutigen Fußballspiels, die ich der Lesbarkeit halber nun als Stichpunkte aufführe:
- Abseits („sneaking“): Wenn nur drei oder weniger Gegenspieler vor einem angreifenden Spieler sind, darf er den Ball nicht spielen
- Ball im Aus: Der Ball ist aus („dead“), wenn er aus dem Spielfeld geht. Außer, er prallt von einem Zuschauer zurück ins Feld, dann ist er weiter im Spiel. Geht der Ball aber ins Aus, gibt es abwechselt einen Einwurf von der Stelle, an der er in Aus ging oder ein Gerangel, bully genannt. Einwurf und Gerangel gab es abwechselnd
- Handspiel: nicht erlaubt, außer im Toraus (stoppen, berühren, sobald er liegt)
- Schiedsrichter („umpires“): zwei, werden zu Beginn von beiden Mannschaften ernannt, treffen endgültige Entscheidungen, sind verpflichet, die Regel durchzusetzen
- Seitenwechsel: Nur zur Halbzeit
- Tormaße: 7 ft hoch und 11 ft breit, d.h. 2,13 m hoch und 3,35 m breit
- Verletzte oder zu spät anwesende Spieler: dürfen nicht ersetzt werden
Das Rouge
In Eton wurde unterschieden, durch wen der Ball ins Toraus gerät:
– Verteidigendes Team: Es ist direkt ein Rouge erzielt, wenn ihn ein Spieler des verteidigenden Teams als erstes berührt
– Angreifendes Team: Der Ball wird daraufhin 1 yd vom Torpfosten abgelegt und das angreifende Team versucht, den Ball über die Torlinie zu drücken. Da sich ein bully formiert ähnlich einer scrimmage, ist das nicht so einfach.
Mehr zum Rouge ist hier erklärt.
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Die einzelnen Vergleiche:
Regelwerke vom Ende der 1850er Jahre
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