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Vom Rasen ins Heft: Paninis Sammelalbum für Schiedsrichter*innen

Es ist soweit, liebe Fußballfans und Sammelenthusiast*innen: Gestern, am 16. Januar 2024, ist das weltweit erste Panini-Sammelalbum über Schiedsrichter*innen offiziell auf dem Markt gekommen. Als jemand, der seit seiner Kindheit Fußball im Fernsehen und neben dem Spielfeld verfolgt hat, ist es für mich etwas ganz Besonderes, an der Entstehung dieses weltweit einzigartigen Werkes mitgewirkt zu haben. Als Expertin für die Entwicklung von Fußballregeln und für Schiedsrichterinnen (insbesondere im höherklassigen Fußball der Männer) stand ich mit Rat und Tat zur Seite. Weiterlesen bei Bolztribuene.de

Nachrufe auf Simon Rosenberger

Es war wenige Tage vor Weihnachten 2017, als ich in der Bibliothek der Sporthochschule Köln auf Simon Rosenberger stieß. Es war der Nachruf von Carl Koppehel in der Deutschen Schiedsrichter-Zeitung. Ausgerechnet Koppehel, denke ich jetzt. Welche Ironie. Es war das erste Mal, dass ich über Simon Rosenberger las und das letzte Mal, dass Koppehel Rosenbergers Name veröffentlichte.

Die Eltern: Eva und Max Rosenberger

Eva Emma Rosenberger, geborene Heymann wurde am 22. Juni 1860 in Trzęsina im südlichen Polen, damals Preußen, geboren. Max Rosenberger wurde am 8. April 1859 in Hultschin (Kreis Oppeln, Oberschlesien) geboren. Am 15. September 1881 heirateten beide in Stuttgart und zogen am 18. Januar 1882 nach München. Da war Eva Rosenberger schon mit ihrem ersten von sechs Kindern schwanger, die sie in zehn Jahren gebar: Dorothea (*16.11.1882), Anna Selma (*01.02.1884), Simon (*02.02.1885), Rosa Elvira (*11.01.1887), Else (*11.08.1888) und Hedwig (*26.01.1892). Wohnorte Die Familie zog bis 1907 häufiger innerhalb der Münchener Altstadt und Maxvorstadt um. Nicht immer ist überliefert, wann genau: bis 1892: Hackenstraße 1a 1892-(1893/1898): Sendlinger Straße 12 (2. OG) (1893/1898)-1905: Thal 30 (2. OG) 1905-1907: Fraunhoferstraße 4 (3. OG) Ab dem 17. Juli 1907 wohnten sich dann in der Türkenstraße 26 im 3. OG, gegenüber der damaligen Kaserne, heute Pinakothek. Max Rosenbergers Berufe Vater Max Rosenberger war zu Simons Geburt Kaufmann von Beruf und besaß ein Konfektionsgeschäft für Herren und Jungen. Zunächst in der Sendlinger Straße 16, dann im Färbergraben 12 (2. OG) und schlißlich …

Peco Bauwens – ein Opportunist am Grabe Rosenbergers

Auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Bocklemünd herrscht eine aufgeregte, traurige Stimmung. Viele Menschen umringen ein frisches Grab und ein Mann hält in deutlich kölnischem Akzent eine Rede. Die Begräbnisrede Der Mann mit den ausgeprägten Wangenknochen, der fliehenden, hohen Sturm und den Knopfaugen wohnte nur 7,5 Kilometer von dem Friedhof entfernt: In der Clever Straße 13 im Agnesviertel, Neustadt, in der Nähe des Rheins. Was Peco Bauwens am Grab von Simon Rosenberger sagte, ist nicht überliefert. Wohl waren es lobende Worte über seine Hingabe und seine Freude für das Fußballspiel in Deutschland, das erst am Ende seines Lebens populär wurde. Vielleicht sprach er über Rosenbergers Engagement für die Anpassung der deutschen an die internationalen Fußballregeln und seine seltene Gabe, die Regeln unterhaltsam und verständnisfördernd vorzutragen. Oder seinen Einsatz für das Schiedsrichterwesen: Einheitliche Regelauslegung, einheitliche Ausbildung, das Buch „Der Schiedsrichter“, der Bundesschiedsrichterausschuss mit seinem Mantelgesetz, die DFB-Schiedsrichter-Zeitung, … die Liste der möglichen Themen ist lang. Das Einzige, was wir durch einen Zeitungsartikel gesichert wissen: Er sprach als Vertreter des DFB sowie zahlreiche lokale Schiedsrichtervereinigungen und Verbände, die nicht …

Simon Rosenberger, Walther Bensemann und der MTV München von 1879

Zum Jahresbeginn 1921 war Konstanz stark bewölkt, doch ein Leserbrief ließ die Miene von Walther Bensemann schmunzeln. Der Herausgeber der vor wenigen Monaten gegründeten Fußballzeitschrift „Der Kicker“ hält einen Brief vom Vorsitzenden des MTV München von 1879 in der Hand, den er in der zweiten Ausgabe des Kickers auch abdrucken ließ. „Kollege‘ Freund, Präsident der F.A. des rührigen M.T.V. München hat das Wort: ’Sehr geehrter Herr Bensemann! Zunächst erlaube ich mir, Ihnen meine besten Wünsche zum Jahreswechsel zu entbieten. Möge das Jahr 1921 für Sie und Ihren ‚Kicker‘ ein glückliches und erfolgreiches werden. In materieller Form gebe ich meinen Glückwünschen Ausdruck, indem ich gleichzeitig eine kleine Sammlung von Abonnements auf Ihr Postscheckkonto überweise. Für die Veröffentlichung meiner Mannschaft in einer Ihrer letzten Nummern sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Meine Mannschaft gedenkt nach Abschluss der Ligaspiele, die vor dem Kriege bestandenen internationalen Beziehungen wieder aufzunehmen und so haben wir uns mit F.C. Internazionale Mailand, mit Turin, F.C. Winterthur, Old Boys Basel und einem holländischen Verein in Verbindung gesetzt. Ostern und …

Ohne Spesen nix gewesen?

Es gab über Schiedsrichterspesen Ende der 1920er Jahre eine Diskussion, da sie die Auslagen für ihr Ehrenamt bezahlt haben möchten. Das wurde ermöglicht, doch gab es keine einheitliche Regelung in den einzelnen Landesverbänden – bewusst, „da in den einzelnen Kreisen des Verbandsgebietes ganz verschiedenartige Verhältnisse herrschen“[fn]Vgl. NN: Zur Frage Schiedsrichterspesen. S. 6.[/fn]. Die Spesen schwankten zwischen 2 Mark und 12 Mark. In Berlin grundsätzlich wurde die Eisenbahnfahrt 3. Klasse anerkannt Tagesspesensatz betrug 7,50 Mark, wurde aber nur anerkannt, wenn die Fahrt mehr als 100 km umfasste 5,00 Mark Spesen, wenn kein Schnellzug benutzt wurde 3,00 Mark Spesen für einen halben Tag Alle Fahrt- und Aufenthaltsspesen zahlte der Verband Im Westdeutschen Verband Beitragsfreiheit im Verein Ausweis, der Inhaber legitimierte und gewisse Vergünstigungen schuf, z. B. für freien Besuch eines Verbandsspiels, sofern man in dem gleichen Monat schon als Schiedsrichter im Einsatz war Eisenbahnfahrt in 3. Klasse, wobei Sonntagskarten zu lösen waren, soweit solche ausgegeben wurden erhielten die tatsächlichen Ausgaben; Höchstsatz 6,00 Mark bei notwendiger Übernachtung zusätzlich 5,00 Mark (gegen Vorlage der Originalrechnung) Bei Spielen am Ort …

Jenaer Regeln

Ein Regelabend 1929

Schiedsrichter-Regelabende werden nicht gut besucht. Meistens sind es nur die, die erst vor kurzem ihre erste Prüfung abgelegt haben, so das Resümee in einem Artikel von 1929 in der Deutschen Schiedsrichter-Zeitung. Dabei sind sie doch so wichtig! Empfohlener Inhalt der Regelabende Ursprung des Fußballs, den man damals in Frankreich, Italien und England sah Die wichtigsten Regeländerungen „1862 Trennung Rugby und „Assoziation“ [tatsächlich war das viele Jahre später] Rugby heute vornehmlich Amerika und Frankreich, Deutschland nur schwach Mit Regeländerungen hält Taktikänderung Schritt. Erste Spielart 2 Torwächter[!], 8 Stürmer, 1 Verbinder, später 1 Torwart, 2 Läufer, 2 Verteidiger, 6 Stürmer. Siehe heutige Umstellung wegen veränderter Abseitsregel, Bestrebungen W-Form in M-Form zu ändern 1863 Gründung englischen Verband 1880 Recht auf Hinausstellung geschaffen 1882 International Board (höchste Regelkommission) gegründet. 1884 Einführung von Linienrichtern und Schiedsrichterball 1888 Gewicht des Balles wird festgelegt 1890 Elfmeter erfunden [tatsächlich war es 1891] 1891 Tornetze auf geschlossenen Plätzen; für Elfmeter wird Spielzeit verlängert Erste Entwicklung der Regeln abgeschlossen Jetzt Vierteljahrhundert Ruhe 1918 Erster Antrag auf Aenderung der Abseitsregel 1920 Bei Einwurf kein Abseits 1923 …

„Solche Youssof Mohameds“

Simon Rosenberger war wie Walther Bensemann kosmopolitisch, wenngleich ihm für eine Äußerung gegen den ägyptischen Schiedsrichter Youssof Mohameds Rassismus vorgeworfen werden kann. Sechs Tage nach dem 3:0-Sieg gegen die Schweiz spielte Deutschland im Viertelfinale gegen Uruguay, ebenfalls im Amsterdamer Olympiastadion. Nach Protest des DFB wurde Schiedsrichter Johannes Mutters durch Youssouf Mohamed ersetzt. Mutters und der deutsche Spieler Hans Kalb hatten schon vorher Unstimmigkeiten und der DFB befürchtete kein faires Umgehen mit ihm. Dass Kalb beim folgenden 4:1 Uruguays dennoch am Platz gestellt wurde, lädt mich zum Schmunzeln ein. Auch Rosenberger und Kalb waren schon mal aneineinandergeraten, allerdings nur in Schriftform. Simon Rosenberger war Redakteur des Westdeutschen Sport und zeigte sich nach einem Spiel zwischen Nürnberg und Fürth beschämt. Den Grund kenne ich nicht, weil mir der Artikel unbekannt ist. Doch Hans Kalb. Spieler des 1. FCN, echauffiert sich über ihn. So sehr, dass er an Walther Bensemann bzw. den Kicker einen Leserbrief schrieb, der abgedruckt wurde und Kalbs Abneigung gegen Rosenberger zeigte. Ich vermute, dass Rosenberger seinen messerscharfen Zynismus verwendet hatte, der voll ins Schwarze …

Jenaer Regeln

Das „Mantelgesetz“: Gemeinsame Grundlagen für das Schiedsrichterwesen

Das „Mantelgesetz für die Schiedsrichterorganisation des DFB“ schuf gemeinsame Grundlagen für die Organisation des Schiedsrichterwesens in den Landesverbänden. Darauf kann dann jeder Verband nach eigenen Bedürfnissen aufbauen. Schwierige Entstehungszeit Das Gesetz sollte bereits 1925 Geltung erhalten, doch die Ratifizierung wurde zunächst von manchen Landesverbänden blockiert, dann doch angenommen (1926). Dennoch blieb die Ablehnung von manchen Landesverbänden bestehen. 1926 befürchtete der Verfasser des Gesetzes, Simon Rosenberger, die Ratifizierung sei „mehr als zweifelhaft, weil manche Verbände prinzipiell gegen jeden Ausbau des Schiedsrichterwesens sind und andere die Hauptgrundsätze dieses Mantelgesetzes schon wieder verlassen haben“ (Simon Rosenberger: Organisationsfragen. In: DFB-Schiedsrichter-Zeitung 17/1926 (09.09.1926). S. 129-131:, hier S. 129.) Ende September 1926 fand in Berlin eine vierstündige Sitzung statt, die von DFB-Bundesspielausschusses und DFB-Bundesschiedsrichterausschusses angeberaumt wurde. Eingeladen waren alle Landesverbände mit einem Vertreter teilzunehmen, um wichtige Schiedsrichterfragen zu erörtern. Doch nicht alle Landesverbände nahmen teil: Pfosch (Mannheim für Süddeutschland), Gerstenberg (Hamburg für Norddeutschland), Tag (Dresden für Mitteldeutschland) und Stenzel (Berlin). Danach sah es danach aus, dass das Mantelgesetz beim nächsten Bundestag angenommen wurde, doch es wurde überhaupt nicht thematisiert. Wurde wirklich vergessen, es …

Jenaer Regeln

Rosenberger über Profifußball

Das Thema Profifußball wurde in den 1920er Jahren heiß diskutiert. Der DFB hielt am Amateurspielerparagraph fest: Spieler dürfen für das Fußballspielen nicht bezahlt werden. Dabei waren Zahlungen unter der Hand bereits vor dem 1. Weltkrieg gang und gebe gewesen: Ein einfacher Bürojob, eine schöne Wohnung,… es gab vielfältige Möglichkeiten. 1920 wurde ein erster Versuch der Brüder Eidinger gestartet, der allerdings alles andere als erfolgreich verlief. (Mehr zu den Hintergründen in meinem Artikel „Die European Super League: Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich„.) Rosenberger: Kein Verbot, um Oberhand zu behalten Simon Rosenberger war kein Verfechter des Profifußballs, aber er war Realist und erkannte, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten sein. Er war gegen ein strenges Verbot und empfahl in zahlreichen Artikeln gebetsmühlenartig, Profifußball zu erlauben und damit auch zu lenken. Irgendwann mache ich mir mal die Mühe, alle Ausgaben des Kickers und der DFB-Schiedsrichter-Zeitung bis zu Rosenbergers Tod nach Artikeln zu durchforsten, in denen er Profifußball thematisierte. Bis dahin als Auswahl zwei seiner Meinungsartikel. Reinliche Scheidung?  „Man muss sich mit Berufsspielertum befassen, denn es ist die …

Jenaer Regeln

2x 10 Gebote für Schiedsrichter

Zehn Gebote für Schiedsrichter, diesmal von J. T. Howcraft, „Englands populärster Schiedsrichter“ Entsprach dem allgemeinen Konsens des internationalen Schiedsrichterwesens. „Anrempeleien der Zuschauer entziehe dich!“ „Präpariere dich körperlich und sei mäßig!“ „Habe keine Furcht vor Fehlern!“ „Scheue dich nicht, sie einzugestehen!“ „Pfeife nach Bedarf, doch nie zu viel!“ „Stelle in Gewissenhaftigkeit die höchsten Ansprüche an dich selbst!“ „Verwarne lieber zu früh als zu spät!“ „Du sollst keine Platzbesitzer kennen!“ „Achte die Spieler, auf daß du geachtet werdest!“ „Hab‘ eine Elefantenhaut!“ Weitere zehn Gebote für Schiedsrichter aus einer ungenannten englischen Zeitung, abgedruckt in der Deutschen Schiedsrichter-Zeitung von Koppehel Mit einer recht national-imperialistischen Sicht, die eher Koppehels Verständnis‘ entsprach. „Achte das Spiel und seine Regeln. Lies die Regeln und vertiefe dich darin.“ „Es ist nur ein Gesetz – nach dem sprich Recht. Es gibt nur ein Spiel – leite es. Es gibt aber eine Menge – beachte sie nicht. (Beamte sind eine besondere Rasse: sie sollten über Groll und Vorurteil erhaben sein. Sie gehören zur Menge.)“ „Gedenke, daß du Oberster der Kunst, daß dein Wort Gesetz ist und …

Der Beginn der Schiedsrichtervereinigungen

In England gab es sie ab 1893, in Deutschland ein paar Jahre später: Schiedsrichtervereinigungen. Simon Rosenberger war Gründungsmitglied der Münchener Schiedsrichtervereinigung, die im Februar 1901, kurz nach seinem 16. Geburtstag, erstmals zusammenkam. Damit war sie eine der ersten, wenn nicht die allererste solche Vereinigung in Deutschland. Später war er auch aktiv an der Gründung der Bayerischen Schiedsrichtervereinigung (1918), der Schiedsrichtervereinigung des Süddeutschen Fußballverbandes (1924) sowie des Bundesschiedsrichterausschusses (1924) beteiligt – und jeweils auch direkt im Vorstand engagiert. Boom nach 1920 Durch den Fußballboom nach dem ersten Weltkrieg wurden vermehrt Schiedsrichter benötigt, die jedoch nicht immer für dieses Amt geeignet waren. Es gab Schiedsrichter, die allzu autoritär war und andere, die sich durch die raue Stimmung auf und seitlich den Platz irritieren ließen. Schiedsrichterinnen sind für Deutschland vor den 1950er Jahren keine bekannt. Die wenigsten waren freiwillig Schiedsrichter geworden, sondern übernahmen aus Gefälligkeit oder anderen Gründen das Amt oder mussten pfeifen, weil sie vom Verein oder Verband bestimmt wurden. Entsprechend schlecht besucht waren die Regelabende und entsprechen häufig (60%) blieben Schiedsrichter nicht lange dabei. Das führte damals wie heute …

Jenaer Regeln

Altphilologenregie, begossen mit antik-vaterländischer Tunke

Am frühen Nachmittag des 28. Mai 1928 fluchte Simon Rosenberger während des Spiels Deutschland. Während des Achtelfinale des Olympischen Fußballturniers im Amsterdamer Olympiastadion machten sich niederländische Fans in seiner Nähe über die ersten Worte der deutschen Hymne lustig machten – damals sang man noch die erste Strophe. So schreibt Erik Eggers in seiner Kurzbiografie zu Simon Rosenberger in der zweiten, überarbeiteten Auflage von Fußball in der Weimarer Republik (Kellinghusen 2018, S. 104-105). Patriotismus vor 1933 Ein Indiz, dass Simon Rosenberger national(er) orientiert war als Bensemann? Allein die Verteidigung der Hymne ist mich kein ausreichendes Indiz, denn es gibt dagegen mehrere Äußerungen von Simon Rosenberger, die vielmehr ein kosmopolitische Einstellung verdeutlichen. Eine sehr deutliche Äußerung gegen die vermehrt nationale Ausrichtung des DFB findet sich im Artikel „Bundesausschuss“, der im November 1921 im Kicker erschienen ist. Rosenberger kritisierte die Veranstaltung der „Körperzuchtwochen“, in denen „Kampfspiele“ mit „Kunst“ im altgriechischen Sinne verbunden werden sollen, die aber in national(istisch)er Sprache angepriesen werden. Bundesausschuss „Unsere Kampfspiele 1922 unter Altphilologenregie, begossen mit antik-vaterländischer Tunke. […] Das Wort ‚vaterländische‘ hat heute einen …

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Der Schwabenstreich

Ich stelle mir immer vor, dass Simon Rosenberger an diesem Tag an seinem Schreibtisch in der Kickerredaktion sah und einen Anruf oder ein Telegramm erhielt. Er riss kurz die Augen auf, vielleicht auch den Mund, und verfiel dann in ein kopfschüttelndes Lachen. Die Emotionen, die er dabei spürte, packte er in einen sehr zynischen Artikel gegen die Stadt Stuttgart, der am 10. April 1922 im Kicker erschien. (CW: Physische Gewalt als Metaphorik.) Was war vorgefallen? An einem evangelischen Feiertag sollte ein Fußballspiel zwischen einem Auswahlteam des Kreises Württemberg gegen eine Auswahl des Nordmainkreises in Stuttgart stattfinden. Die Veranstaltung wurde wochenlang beworben und nur einen Tag vor dem Spiel seitens der Stadtverwaltung Stuttgart verboten. Das Spiel wurde aber trotzdem durchgeführt – sei es aus Trotz, um nicht auf den Unkosten sitzen zu bleiben oder aus Unkenntnis. Das ist mir nicht bekannt. Lest den Artikel. Viel Spaß beim Schmunzeln. Ein Schwabenstreich Wer lacht da? Bitte, das ist kein Aprilscherz! Das ‚Urteil‘ trägt den[!] Datum des 4. und nicht das des 1. April! Das ‚corpus delicti‘ war das …